Mit 42 Jahren erfährt Natalie Schweigert von ihrem Triple-negativen Mammakarzinom und war sich sofort bewusst, dass dies eine längere Geschichte werden würde. Angst empfand sie jedoch nie.
Im August 2020 erhielt ich die Diagnose «Triple-negatives Mammakarzinom (TNBC)». Der Tumor war sehr gross und tastbar, ging durch alle vier Brustquadranten. Gespürt habe ich es schon früher, dachte aber lange, dass es sich um eine Milchdrüsenentzündung oder eine andere harmlose Schwellung handle. Man denkt ja nicht gleich an Brustkrebs!
Den Notfalltermin bei meiner Gynäkologin vereinbarte ich vor allem, weil das heisse Gefühl einer Entzündung nicht besser wurde. Die Bildgebung des Ultraschalls war nicht eindeutig, sodass meine Ärztin am selben Tag eine Biopsie durchführte. Vier Tage später erhielt ich dann die Brustkrebsdiagnose.
Im ersten Moment dachte ich nur «Scheisse – Krebs». Gleichzeitig war die Nachricht aber auch nicht erschreckend, ich hatte keine Angst. Eigentlich hatte ich von Anfang an keine Angst. Ich dachte mir zwar, dass das eine längere Geschichte werden würde und es nicht reichen würde, ein paar Tabletten zu nehmen und sich einer Operation zu unterziehen.
Zu meinem Glück bin ich mit der Breast Care Nurse der Privatklinik Bethanien sehr eng befreundet. Statt selbst zu recherchieren, habe ich sofort mit ihr gesprochen. Sie war es auch, die mich zu dem Ärzteteam geführt hat, das mich behandelte. Die Ärztinnen leisten bis heute hervorragende Arbeit, und ich fühle mich jederzeit bestens betreut und aufgehoben.
Nach der Diagnose ging alles sehr schnell – man hat ein ganzes Team an Fachleuten zur Seite. Nach der Diagnosestellung hat die Gynäkologin sofort mit dem Onkologen Kontakt aufgenommen. In Absprache mit dem Tumorboard, das sich wöchentlich zur Fallbesprechung trifft, wurde meine Therapie festgelegt. Die Experten und Expertinnen schlugen eine neoadjuvante Chemotherapie vor. Das heisst, zuerst wurde eine Chemotherapie durchgeführt, um zu sehen, ob und wie der Tumor reagiert und ob er bestenfalls kleiner wird. Dies war zum Glück der Fall, sodass im Anschluss die vorgesehene Operation (beidseitige Mastektomie) sowie eine Radiotherapie stattfanden.
Besonders geholfen hat mir, dass ich immer ernst genommen wurde. Keine Frage war unwichtig, nichts wurde als lächerlich abgetan. Meine Ärztinnen und Ärzte konnte ich jederzeit per Telefon oder E-Mail erreichen. Ich hatte immer die Gewissheit, dass mir zu jederzeit jemand zur Verfügung und zur Seite steht. Eine wichtige Ansprechperson ist die Breast Care Nurse. In ihrer Drehscheibenfunktion ist sie Vermittlerin zwischen Patientin und Ärzteteam. Sie fängt unglaublich viel auf und hat auf sehr viele Fragen eine kompetente Antwort.
Herausfordernd fand ich das Aushalten der Therapie mit all ihren Facetten, zum Beispiel Knochenschmerzen, extreme Müdigkeit, Schlaflosigkeit und die Neuropathien in den Füssen. Nicht das Aushalten der Nebenwirkungen, sondern das Wissen, dass es so lange dauert, wie es dauert. Ich hatte keine Möglichkeit, die Therapie zu beschleunigen oder sonst zu beeinflussen. Ich musste mich in die Situation hineingeben, loslassen und vertrauen.
Heute, ein Jahr nach der Diagnose, geht es mir prima! Ich fühle mich fit, wach und aktiv. Ich bin fast wieder «die Alte». Dieses eine Jahr hat mir gezeigt, wie kurz es sein kann und dass das Leben zu kurz für «irgendwann» ist! Die Nachsorge hat einen ganz grossen und wichtigen Stellenwert für mich. Es ist für mich essenziell zu wissen, wie es weitergeht.